Patientenbildung und Patientenkompetenz

Häufig wird mit den Stichworten Patientenbildung und Patientenkomptenz nur all das bezeichnet, was Patienten brauchen, um mir ihrer Krankheit umzugehen. Zum Beispiel Schulung für Diabetiker im Umgang mit dem Insulin oder für Krebskranke in Fragen des Lebens mit der Krankheit…

Wir verstehen darunter sehr viel mehr. Für uns sind Patientenbildung und, als ihr erwünschtes Ergebnis, Patientenkompetenz auf  vier Ebenen  wichtig:

  • Erstens gegenüber der Krankheit, die von Vielen schon sehr viel fordert, denn nicht selten werden ganze Lebensplanungen über den Haufen geworfen. Diese Ebene nennen wir  Selbstkompetenz.
  • Zweitens gegenüber den Ärzten und anderen Therapeuten, die sich noch allzu häufig nicht über selbstbewusste Patienten freuen. Wir sprechen von  Beziehungskompetenz.
  • Drittens gegenüber anderen Kranken, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. Diese Ebene nennen wir  Sozialkompetenz.
  • Und viertens gegenüber denen, die das Gesundheitswesen in Deutschland gestalten, woran Patientenvertreter seit einigen Jahren — wenn auch nur beratend — beteiligt sind, zum Beispiel in bundes- und landespolitischen Gremien. Das wäre sozusagen  Demokratiekompetenz.

Vieles wird da bereits geleistet. Vor allem zum Umgang mit Krankheiten und Therapien (erste Ebene) bieten etwa Krankenkassen, Volkshochschulen und andere etablierte Bildungseinrichtungen Kurse an. Oder zur Arbeit in Selbsthilfegruppen (dritte Ebene) stehen landesweit mehrere hundert Unterstützungsstellen zur Verfügung.

Andere Bereiche sind dagegen noch weitgehend unbeackert. Dazu gehört vor allem das Arzt-Patient-Verhältnis (zweite Ebene). Zwar wird in der fortschrittlichen Medizin, aus angelsachsischen Ländern kommend, das „shared decision making“, das gemeinsame Entscheiden von Arzt und Patient zum Leitbild erhoben. Aber das müssen die Akteure auch können! Ärzte lernen es nicht auf der Universität, sie müssen extra geschult werden. Patienten auch. Das ist einer der „weißen Flecke auf der Landkarte der Patientenbildung“, die noch zu füllen sind.

Ebenso wenig wird bisher für die Qualifikation von Patientenvertretern getan (vierte Ebene), vor allem für diejenigen, die in den Ländern an gesundheitspolitischen Gremien beteiligt sind. Diesem Bereich wenden wir uns mit unserem ersten Projekt zu.

Zu den vier Ebenen der Patientenkompetenz  finden Sie hier mehr.